14. November 2023 Thema: Fraktion Von Martin Johannliemke
Jetzt können alle Verlerinnen und Verler über die Bewerbung zur Landesgartenschau 2029 in Verl abstimmen. Viele sind sich aber noch unsicher, ob eine Landesgartenschau überhaupt das Richtige für Verl ist und was diese für die Verl bedeuten würde. Aus diesem Grund haben wir hier einige Informationen zusammengestellt und geben unsere Bewertung dazu ab:
Die Stadt Verl hat in den vergangenen Monaten eine Machbarkeitsstudie zur Durchführung einer Landesgartenschau 2029 abgehalten. Dabei wurden mehrere Flächen auf ihre Tauglichkeit hin untersucht. Als einzige übrig geblieben ist die Fläche rings um den Verler See, verbunden mit der Ostwestfalenhalle in Kaunitz und dem Freibad mit angeschlossenem Spielplatz. Aus diesen regional sehr unterschiedlich gelegenen Teilflächen wurde ein verbundenes Konzept zu einer möglichen Bewerbung entwickelt.
Eine Landesgartenschau hat großen Einfluss auf die Stadt Verl und ihre Bewohner. Es gibt sowohl positive als auch negative Aspekte einer möglichen LGS für Verl:
Durch eine Landesgartenschau in Verl würde besonders das Gebiet rund um den Verler See aufgewertet. Hierzu müsste dieses jedoch eingezäunt werden. Das bedeutet, dass für mindestens zwölf Monate im Rahmen von Auf- und Abbau sowie Durchführung einer LGS dieses Gebiet nicht mehr kostenfrei genutzt werden könnte. Besonders während des Auf- und Abbaus ist das Gebiet um den Verler See womöglich nur eingeschränkt oder gar nicht nutzbar, während der Landesgartenschau müssten die dortigen Anwohner, Spaziergänger und Sportler genauso wie die Besucher Eintritt zahlen. Auch die Flächen an der Ostwestfalenhalle wären in einem ähnlichen Umfang davon betroffen. Es ist wahrscheinlich, dass während dieser Zeit einige Veranstaltungen in der Ostwestfalenhalle gar nicht oder nur eingeschränkt stattfinden können.
Eine LGS in Verl mit den geplanten Flächen wäre wahrscheinlich die kleinste LGS in NRW bisher. Die geplanten Ausstellungsflächen werden nicht für eine großzügige Parkanlage wie in Rietberg reichen, sondern auf kleinstem Raum eine Menge unterschiedlicher Dinge darstellen müssen. Damit wäre auch die mögliche Zeit, die man auf einer Landesgartenschau in Verl verbringen könnte, begrenzt und die LGS insgesamt unattraktiver.
Es werden mindestens 500.000 Besucherinnen und Besucher zu einer möglichen Landesgartenschau in Verl erwartet. Aufgrund fehlender ÖPNV-Infrastruktur werden diese zumeist mit dem Auto anreisen. Das bedeutet, dass ein Großteil der Besucher die A33 und dann die Paderborner-Straße oder die A2 und dann die Sürenheider Straße als Wege zum LGS-Gelände nutzen werden. Innerhalb von Verl sollen die Besucher einen Shuttle Bus nutzen, welcher mit einem Stopp in der Verler Innenstadt zwischen dem Verler See und der Ostwestfalenhalle in Kaunitz pendelt. Wie viele Gäste ein solches Angebot nutzen oder lieber selbst das Auto nutzen, bleibt abzuwarten. Des Weiteren müssen neben den bereits vorhandenen Parkflächen, besonders für Tage, an denen bis zu 6.000 Besucher erwartet werden, weitere Parkplätze geschaffen werden.
Die Machbarkeitsstudie geht von Kosten in Höhe von mindestens 25 Millionen Euro zur Erstellung und Durchführung der Landesgartenschau aus. Dem wird immer wieder gegenübergestellt, dass die Stadt auch in Fördertöpfen (zum Beispiel zum Ausbau der Infrastruktur) bevorzugt behandelt wird. Bisher ist jedoch nicht klar, welche Fördermaßnahmen genutzt werden könnten und wie hoch eine solche Förderung ausfallen könnte. Damit bleibt festzuhalten, dass die Stadt mindestens 25 Millionen Euro aufwenden muss, um die Durchführung der LGS zu bezahlen. Diese können zwar zum Teil durch Einnahmen von Ticketverkäufen für die LGS oder Sponsoring noch etwas gesenkt werden. Jedoch wird die Stadt Verl einen großen Teil der Investitionen selbst finanzieren müssen. Hinzu kommen jährliche Kosten für die Instandhaltung der geschaffenen Flächen. Die Machbarkeitsstudie rechnet mit 600.000 € pro Jahr.
Die Landesgartenschau sollte als klimaneutrale Veranstaltung ausgeführt werden. Das halten wir aufgrund der vielen Baumaßnahmen und den damit verbundenen CO2-Emissionen sowie des hohen Verkehrsaufkommens für schlicht unmöglich. Zwar werden bei einer Landesgartenschau auch nachhaltige (Gartenbau-)Projekte gezeigt und gefördert, allerdings werden für den gesamten Park und auch die bereits angesprochenen neuen Parkplätze viele Flächen versiegelt. Auch werden große Mengen Wasser für die Bepflanzungen verbraucht.
Bereits zu Anfang wurde schlecht kommuniziert. Viele Verlerinnen und Verler hatten den Eindruck, die Landesgartenschau sei bereits beschlossene Sache. Dabei braucht ein solch großes Projekt die Unterstützung der Bürger. Aus diesem Grund haben wir auch einen Ratsbürgerentscheid beantragt. Damit wir alle jetzt gemeinsam entscheiden können, ob sich Verl für eine Landesgartenschau bewerben soll.
Auch wenn es gute Argumente sowohl für als auch gegen eine Landesgartenschau in Verl gibt, sind wir der Meinung, dass Verl von einer LGS mit dem vorgestellten Konzept nicht ausreichend profitieren würde. Es würde eine große Summe Geld für eine Maßnahme ausgeben, die auch langfristig weitere Kosten verursachen würde. Das vorgestellte Konzept ist nicht in der Lage, die Verler Grünflächen sinnvoll aufzuwerten und wird stattdessen ein bereits viel genutztes Gebiet wie den Verler See für mindestens ein Jahr für die Öffentlichkeit sperren.
Die bereits aufgezeigten Probleme im Verkehr und die Folgen für das Klima sowie die hohen Investitions- und langfristigen Folgekosten stehen für uns in keinem Verhältnis zu den Chancen, die eine Landesgartenschau für Verl bringen könnte. Aus diesem Grund können wir eine Landesgartenschau für Verl nicht befürworten.
Eine Landesgartenschau abzulehnen, bedeutet nicht, dass man Gebiete wie den Verler See nicht trotzdem aufwerten kann. Mit dem Geld, das für eine Landesgartenschau ausgegeben würde, kann man sehr viel bewirken. So halten wir es für effektiver und sinnvoller, sowie schneller, wenn ein Teil der Gelder zur Aufwertung des Verler Sees und der Helfgerd Siedlung genutzt würde. Auch sollten kleine Rückzugsorte und Grünflächen in der Verler Innenstadt sowie in den Ortsteilen ausgebaut und langfristig gepflegt werden, um die Aufenthaltsqualität zu steigern.
Wir meinen daher: Überfällige stadtplanerische Maßnahmen sofort durchführen, ökologische Aufwertung weiterführen, und die Gelder der Stadt nicht verschwenden, sondern mit Sinn und Verstand im Sinne aller Bürgerinnen und Bürger einsetzen.
Sie haben mit dieser Abstimmung die Möglichkeit, unsere Stadt entscheidend mitzugestalten. Egal wie Sie sich am Ende entscheiden sollten, nutzen Sie diese Möglichkeit und geben Ihre Stimme bis zum 11. Dezember 2023 ab. Bei weiteren Fragen melden Sie sich gerne bei uns.