03. Juli 2020 Thema: Gesundheit Von Hedwig Rottmann
In verschiedenen Lebenssituationen können Pflegeleistungen erforderlich sein. In allen Lebensphasen können Ereignisse auftreten, die kurzfristig oder für einen längeren Zeitraum professionelle Pflege notwendig machen. Besonders die demografische Entwicklung erfordert sowohl qualitativ als auch quantitativ veränderte Versorgungsleistungen für alte Menschen. Im Alter reduzieren sich Aktions-und Handlungsspielräume. Dafür bedarf es spezifische und bedarfsgerecht Konzepte.
Studien, aber auch die Befragung in Verl zum Thema “Älter werden in Verl” kommen zum gleichen Ergebnis. Im Alter möchten Menschen Zuhause leben. Und, wenn es nicht mehr geht, möchten sie trotzdem Zuhause leben. Das heißt, die Menschen möchten quartiersnahe, kleine Versorgungsstrukturen. Wir wollen genau das umsetzen. Große, vollstationäre Einrichtungen gehen am Bedarf und den Wünschen der Menschen vorbei.
Wir brauchen wohnortnahe, bedarfsorientierte Versorgungsangebote. Ein großes Altenheim, wie nun in der Sürenheide gebaut werden soll, ist nicht die Lösung. Wir brauchen bedarfsgerechte Hausgemeinschaften in allen Ortsteilen mit einer Rund-um-die-Uhr-Versorgung, Tagespflege und betreutes Wohnen. Pflegewohngruppen gehören in die zentralen Bereiche der Ortsteile, die eine weitreichende Teilhabe am sozialen Leben im gewohnten Umfeld ermöglichen.
Kommunikation ist ein wichtiger Bestandteil für Lebensqualität im Alter. Hier kommt den Vereinen, Anbietern von kulturellen Angeboten und Feierlichkeiten, präventiven Maßnahmen, etc. eine besondere Bedeutung zu. Vielfältige Angebote entsprechend zu koordinieren ist eine zentrale Aufgabe der Stadt. Dazu gehört auch eine umfassende Beratung von Betroffenen und Angehörigen über Unterstützungsmöglichkeiten sowie finanziellen Hilfen. Wir dürfen Menschen gerade im Alter nicht alleine lassen.
Das Leben im Alter erfordert die Gestaltung von Pflege- und Unterstützungsaufgaben vor Ort. Es geschieht aus einem Mix aus familiärer, nachbarschaftlicher und professioneller Hilfe. Gerade während der Corona Krise leisten Menschen Großartiges, um alte Menschen in der Nachbarschaft zu unterstützen. Aber nicht alles geht über das Ehrenamt und durch eigene Angehörige. Wir wollen die ambulante Pflege der verschiedenen Anbieter stärken, damit alte Menschen, solange es möglich ist in den eigenen vier Wänden leben können und ihre Angehörigen die größtmögliche Unterstützung erhalten. Hier kann die Stadt durch umfassende Koordinationsaufgaben den Betroffenen und ihren Angehörigen helfen.
Viele Menschen werden mit der Sorge alt, Angehörigen zur Last zu fallen. Wir möchten den Verler Bürgerinnen und Bürgern Mut machen, dass ein Leben im Alter und mit Einschränkungen lebenswert und fröhlich sein kann. Pflegende Angehörige müssen sich darauf verlassen können Entlastung zu erhalten, wenn sie es wünschen. Und das, ohne schlechtes Gewissen und Schuldgefühlen zu haben. Wir brauchen eine kommunale Pflegepolitik, die ein neues Modell sozialen Lebens vor Ort gestaltet.