22. Juli 2020 Thema: Gesundheit Von Martin Johannliemke
Ostwestfalen-Lippe ist eine der Regionen Deutschlands mit der geringsten Dichte an Hausärzten. Vielfach fehlen Ärzte schon oder werden aufgrund ihres Alters in den nächsten Jahren ausscheiden. Auch in Verl tritt das Problem zutage, auch wenn es in den letzten Jahren schon Praxisübernahmen gab.
Mehr als 40 % der Hausärzte in Gütersloh sind über 60 Jahre alt, junge Ärzte fehlen häufig. Der Beruf des Hausarztes ist vielfach unattraktiv: lange Arbeitszeiten und nächtliche Hausbesuche, finanzielle Unsicherheiten und hohe Investitionskosten für moderne Ausstattung der Praxisräume in Verbindung mit einer überbordenden Bürokratie der Krankenkassen schrecken ab und bieten schlechte Voraussetzungen für eine Familie. Für Fachärzte gibt es zudem Niederlassungsbeschränkungen. Die Region OWL hat zudem den Standortnachteil einer fehlenden medizinischen Hochschule, der Ärzte durch die Ausbildung an die Region binden könnte.
Die Kassenärztliche Vereinigung Westfalen-Lippe bietet mit dem Förderverzeichnis für unterversorgte Kommunen, in dem auch Verl aufgeführt wird, ein Instrument zur Förderung der Niederlassung. Dieses trug auch vereinzelt Früchte in den letzten Jahren, reicht aber mit dem unkreativen Engagement der Stadt nicht aus, eine sichere Versorgung in allen Stadtteilen sicherzustellen. In naher Zukunft kann hoffentlich die neu gegründete medizinische Fakultät in Bielefeld mehr junge Mediziner dazu bewegen sich in OWL niederzulassen. Dieser Effekt zeigte sich in der Vergangenheit für Regionen wie das Rheinland mit medizinischen Hochschulen, die heute in der ärztlichen Versorgung deutlich besser dastehen als OWL.
Wir werden den Standortvorteil von Verl als attraktiven Wohn- und Arbeitsort stärken, indem wir die finanzielle Unterstützung niederlassungswilliger Ärzte ausbauen und damit die Ausstattung mit kostenintensiver Praxiseinrichtung erleichtern. Dieses betrifft auch und vor allem Neugründungen und Übernahmen von Facharztpraxen. Die Stadt Verl hat die letzten Jahre eine große Zahl Immobilien erworben, die kostengünstig vermietet werden können. Diese werden gezielt Gemeinschaftspraxen angeboten, um jungen Ärzten den Hausarztberuf durch eine bessere Work-Life-Balance attraktiver zu machen. Nach dem Start der medizinischen Ausbildung in Bielefeld planen wir ein Medizinstipendium, um aktiv zukünftige Ärzte für Verl auszubilden.
Die ärztliche Versorgung in ländlichen Regionen stellt Städte vor Herausforderung. Wir werden finanzielle Unterstützung und Räumlichkeiten für moderne Haus- und Facharztpraxen anbieten und junge Ärzte vom Standort Verl überzeugen! Langfristig planen wir ein Medizinstipendium für die medizinische Fakultät Bielefeld.