29. März 2023 Thema: Fraktion Von Maurice Schmidt
Seit einigen Wochen wird über eine mögliche Landesgartenschau in Verl gesprochen. Diese würde 2029 stattfinden. Doch ob die Stadt Verl sich überhaupt bewerben wird, soll Ende des Jahres entschieden werden. Für uns sind noch zu viele Fragen ungeklärt.
Eine Landesgartenschau würde in Verl sowohl kurzfristige Kosten für die Umsetzung verursachen als auch langfristige Kosten für die Pflege und Instandhaltung des Geländes.
Für die Umsetzung einer Landesgartenschau in Verl kann mit Kosten in Höhe von bis zu 20 Millionen Euro gerechnet werden. Die genauen Kosten sind jedoch schwer einzuschätzen, da noch unklar ist, wo die Landesgartenschau stattfinden soll und wie sich die Preise von Baumaterialien entwickeln werden. Des Weiteren verfügt die Stadt Verl aktuell auch nicht über geeignete Flächen für die Landesgartenschau und müsste diese käuflich erwerben, auch die Kosten für die nötige Infrastruktur wie Parkplätze und Ausbau der Straßen sind noch nicht absehbar. Das Land NRW fördert eine Landesgartenschau pauschal mit ca. 6 Millionen Euro, sodass die restlichen Kosten durch Ticketverkäufe, Sponsoring und die Stadt Verl getragen werden müssten.
Auch nach Beendigung der offiziellen Landesgartenschau nach etwa einem halben Jahr werden weitere Kosten entstehen. Die Kosten für Pflege und Instandhaltung des Geländes müssten so entweder von einem möglichen Park selbst durch einen Ticketverkauf erwirtschaftet oder von der Stadt Verl übernommen werden. Darüber hinaus benötigt eine langfristige städtische Nutzung zusätzliches Personal. Besonders wenn aktuell frei zugängliche Gebiete, die der Erholung der Verlerinnen und Verler in der Natur dienen, in eine Landesgartenschau integriert würden und nur noch gegen Gebühren zu besuchen wären, sehen wir das sehr kritisch.
Bei einer möglichen Landesgartenschau in Verl wird über einen Zeitraum von etwa einem halben Jahr mit 500.000 bis 1.000.000 Besuchern gerechnet. Für diese Besucher, von denen ein Großteil wohl an den Wochenenden kommen würde, muss die nötige Infrastruktur geschaffen werden. Das bedeutet den Bau neuer Straßen als Zufahrt zum Gelände sowie die Schaffung neuer Parkflächen. Dabei muss darauf geachtet werden, dass möglichst wenig Flächen versiegelt werden und so viel Natur wie möglich zu erhalten. Außerdem werden für die Pflege des Geländes während der Landesgartenschau zum Teil große Mengen Wasser benötigt. Besonders in Anbetracht der Klimakrise und trockenen Sommermonaten braucht es ein nachhaltiges und umweltfreundliches Konzept für den langfristigen Umgang mit dem Gelände.
Häufig wird eine Landesgartenschau genutzt, um Flächen wie verlassene Industriegebiete oder ehemalige Militäranlagen aufzuwerten und neu zu gestalten. Die Förderung vom Land ist hierzu sicherlich ein guter Anreiz. Jedoch gibt es solche Flächen in Verl nicht. Man sollte immer abwägen, ob die hier erworbenen Flächen nicht besser für etwas anderes wie Wohnraum oder öffentliche Einrichtungen genutzt oder naturbelassen bleiben sollten. Auch gibt es bereits zwei ehemalige Landesgartenschaugelände in direkter Nachbarschaft in Rietberg und Rheda-Wiedenbrück. Außerdem würde eine Landesgartenschau viele Ressourcen im Rathaus binden und andere Großprojekte müssten eventuell aufgeschoben werden.
Der Erfolg einer Landesgartenschau hängt besonders davon ab, inwiefern die Bürgerinnen und Bürger mitgenommen werden. Wir nehmen in der aktuellen Diskussion einige Bedenken wahr. Manche haben auch den Eindruck, als sei die Landesgartenschau bereits beschlossene Sache. Es ist wichtig, diese Bedenken ernst zu nehmen und vielfältige Möglichkeiten zur Bürgerbeteiligung anzubieten. Schreiben Sie uns gerne Ihre Gedanken oder gehen sie selbst zu Informations- und Diskussionsveranstaltungen und teilen ihre Bedenken. Auch eine Online-Beteiligung soll ermöglicht werden.
Wie sinnvoll eine Landesgartenschau in Verl ist, lässt sich noch nicht sagen. Es stellen sich jedoch viele Fragen, die es in den nächsten Wochen zu klären gibt. Für uns steht jedoch fest, dass wir uns nur dann für eine Landesgartenschau bewerben sollten, wenn diese finanziell und ökologisch nachhaltig gestaltet wird und einen Mehrwert für alle Bürgerinnen und Bürger bietet.