05. März 2019 Thema: Allgemein Von Hedwig Rottmann
Wie wir am besten in Würde altern, ist eine Frage, mit der sich jeder beschäftigen muss. Die Lindhorst-Gruppe schlägt dafür ein Altenheim am Rand von Sürenheide vor. Warum das nicht die beste Idee ist und was es noch für Probleme gibt, erfahren Sie hier.
Die Lindhorst-Gruppe plant eine Pflegeeinrichtung mit 80 Plätzen. Davon sollen 13 Plätze für Kurzzeitpflege und 13 Plätze für junge pflegebedürftige Menschen zur Verfügung stehen. Darüber hinaus sind 44 Wohnungen geplant. Dabei sind für die Wohnungen derzeit weder betreutes Wohnen noch hauswirtschaftliche Dienstleistungen oder sonstige Hilfen durch den Betreiber der Pflegeeinrichtung vorgesehen. Diese sollen lediglich als seniorengerechte Mietwohnungen zur Verfügung gestellt werden.
Das neue Altenheim soll in der Königsberger Straße neben der evangelischen Kirche entstehen. Damit wäre der Weg in den Sürenheider Ortskern für viele Senioren zu weit und auch der Weg zur nächsten Bushaltestelle wäre für Viele einfach zu lang. Diese Distanzen scheinen für Viele zwar relativ kurz, sind aber für Menschen mit Gehhilfe nur schwer zu bewältigen. Somit wären die Anwohner auf Hilfe des Personals angewiesen, um das Heim zu verlassen. Ein weiteres Problem ist der fehlende Bürgersteig auf der Strecke zum Sürenheider Ortskern. Sollten die Anwohner also doch vom Altenheim bis in den Ortskern laufen, müssten sie einen großen Teil der Strecke auf der Straße (auch mit Rollatoren) zurücklegen. Daher denken wir, dass die Lage nicht geeignet ist.
Laut offiziellen Zahlen des Kreis Gütersloh ist der Bedarf an vollstationären Pflegeplätzen in Verl nicht so hoch wie von der Lindhorst-Gruppe angeben. Das macht ein so großes Altenheim wie es die Lindhorst-Gruppe plant überflüssig. Nicht nur das, es nimmt auch die Möglichkeit Einrichtungen in anderen Ortsteilen, wie Bornholte oder Sende, zu etablieren. Der Bedarf wäre dann für ganz Verl langfristig merh als gedeckt und es könnten keine neuen Einrichtungen entstehen. Zwar behauptet die Lindhorst-Gruppe es fehlen derzeit 79 Pflegeplätze, vergisst dabei jedoch die vielen Hausgemeinschaften.
Leider findet die Studie „Älter werden in Verl“, welche die Stadt 20.000€ kostete, keine Berücksichtigung. In der Studie wurden Verler Bürgerinnen und Bürger ab 50 befragt, wie sie im Alter leben wollen. Ein Großteil der Befragten gab an so lange wie möglich zu Hause und selbstständig sein zu wollen. Das steht in großem Widerspruch zum geplanten Altenheim.
Besonders fragwürdig finden wir auch die Vorgehensweise bei diesem Projekt. Hier soll innerhalb kürzester Zeit eine Entscheidung gefällt werden, die das Leben für Senioren in Verl langfristig beeinflussen wird. Es wurden auch keine Alternativen zum Altenheim der Lindhorst-Gruppe vorgestellt oder diskutiert. Dabei gibt es genug Alternativen, wie z. B. Hausgemeinschaften und Pflegewohngruppen, die ebenfalls eine Rund-um-die-Uhr-Versorgung sicherstellen und größtmögliche Selbstständigkeit ermöglichen. Außerdem fehlen Tagespflegeplätze in diesem Konzept leider ganz, obwohl diese dringend benötigt werden. Ein Altenheim ist einfach nicht mehr zeitgemäß und auch nicht das, was die Leute wollen.
Wir finden es äußerst bedenklich, einem Unternehmen wie der Lindhorst-Gruppe zu ermöglichen ein Altenheim in der Sürenheide zu bauen. Bereits im Jahr 2015 musste ein Altenheim der Mediko-Gruppe, ein Tochterunternehmen der Lindhorst-Gruppe, aufgrund schwerwiegender Mängel geschlossen werden. Diese Fehler sind unentschuldbar, da sie zur Verwahrlosung und im schlimmsten Fall zum Tod der Bewohner führen können. Es sollte jedem ermöglicht werden in Würde zu altern und zu leben.
Des Weiteren halten wir die Nähe des Aufsichtsratsvorsitzenden der Lindhorst-Gruppe, Jürgen Lindhorst, zu AfD-Politiker Björn Höcke für problematisch, da dieser menschenverachtende Ansichten vertritt und regelmäßig gegen Minderheiten hetzt.
Ein Altenheim, wie von der Lindhorst-Gruppe vorgestellt, halten wir für die falsche Herangehensweise. Es würde den Umgang mit dem Thema einschränken und kaum Handlungsspielraum lassen. Wir sollten uns vor einer solch schwerwiegenden Entscheidung im Klaren sein, was das für Konsequenzen hat und welche Alternativen möglich sind. Man sollte eher auf Experten und die eigenen Bürgerinnen und Bürger hören, als auf ein gewinnorientiertes Unternehmen wie die Lindhorst-Gruppe. Natürlich muss die Pflege weiter ausgebaut werden, aber blinder Aktionismus bringt uns dabei nicht weiter!