11. August 2020 Thema: Wohnen Von Dieter Fleiter
Studenten und Auszubildende, aber auch junge Familien mit Kindern haben es in Verl schwer, geeigneten und vor allem bezahlbaren Wohnraum zu finden. Diese Misere will ich beenden. Wir brauchen junge Menschen, wenn wir Verls Zukunft sichern wollen. Hierzu kann ich mir ein fünf Punkte Programm für Verl vorstellen.
Schon 1998 hat die Stadt ein Bauland- und Bauförderungskonzept beschlossen: Verl wollte 60 % der neu ausgewiesenen Bauflächen selbst erwerben, nur die restlichen 40 % sollten in Privathand bleiben. Diesen Beschluss hat die Stadt bis 2016 mehr oder weniger ignoriert. Mittlerweile wird die Regel teilweise umgesetzt, aber das reicht noch lange nicht: Städte wie Harsewinkel und Werther setzen seit Jahrzehnten eine konsequente 100 % Regelung um. Das Ergebnis sind mehr verfügbare Grundstücke und im Vergleich zu Verl halbierte Grundstückspreise. Ich will die Quote in Verl auf 70 % und (wenn nötig) in einem zweiten Schritt sogar auf 100 % erhöhen.
Wir brauchen eine klare Strategie für das Bauland in Verl: Angelehnt an Modelle aus Münster, Harsewinkel und Werther wollen wir eine strategische Bodenbevorratungspolitik. Damit bekommen alle Beteiligten (Eigentümer, Bauträger, Investoren, Rat und Verwaltung) mehr Klarheit und Sicherheit für ihre Investitionen. Dabei werden die Investoren mit den besten Konzepten bevorzugt, wenn sie preisgebundenen Wohnraum für definierte Zeiträume anbieten. Das bedeutet im Kern: Wer der Stadt den preiswertesten Mietpreis anbietet, erhält den Zuschlag.
Verl braucht verbindliche Quoten für Mehrfamilienhäuser und für geförderten Wohnraum. Die Rahmenbedingungen für sozialen Wohnungsbau haben sich durch Fördermaßnahmen von Bund und Land deutlich verbessert. Das müssen wir als Stadt nutzen. Durch das oben genannte Baulandkonzept kann die Stadt zusätzlich mit günstigem Bauland fördern. Ich stelle mir eine Quote von 20 % geförderten Wohnraum vor.
Eine gemeinnützige Wohnungsbaugesellschaft ist ein weiterer Baustein, um in Verl bezahlbaren Wohnraum und stabile Quartiere zu schaffen. Diese Gesellschaft könnte frei finanzierte und öffentlich geförderte Wohnungen aus dem eigenen Bestand vermieten und bewirtschaften. Durch die Kooperation mit der Stadt könnten auch die inzwischen zahlreichen städtischen Immobilien verwaltet werden. Abhängig von den Kooperationsvereinbarungen könnte die Stadt auch Einfluss auf die Wohnpreise nehmen. So werden Wohnungen für alle Lebenssituationen angeboten.
Je nach Lebenssituation ist die perfekte Wohnung für jeden anders. Deshalb kann eine neue städtische Wohnraum-Börse in Verl helfen, für jede(n) das Passende zu finden. Diese Börse sollte auch Wohnungen und Häuser erfassen, die aus verschiedenen Gründen aktuell leer stehen. Durch Beratung und Vermittlung können Umbauten oder Umnutzungen unterstützt werden und die unterschiedlichen Interessen von Wohnungseigentümern und Wohnungssuchenden zusammenbringen. So könnte mehr Wohnraum für Singles, aber auch für Studenten und Auszubildende entstehen und alleinstehende Seniorinnen oder Senioren bekommen neue Nachbarn.
Hohe Grundstückspreise und fehlendes Bauland müssen nicht sein. Wir können wie andere Städte mit den richtigen politischen Entscheidungen und dem Willen für eine gerechtere Bauland- und Wohnungspolitik vielen Bürgern helfen. Packen wir es an.