16. Juni 2020 Thema: Schule Von Dieter Fleiter
Die Berufswahl ist aus verschiedenen Gründen sehr kompliziert geworden. Ich habe in den letzten zehn Jahren ca. 1.100 Führungskräften trainiert oder gecoacht. Erschreckend, wenn mehr als die Hälfte der über 40-jährigen Manager nicht mehr sicher sind, ob sie den richtigen Beruf gewählt haben. Deshalb schlage ich vier Schritte zur Berufsorientierung vor.
Die Investition in Kinder und Jugendliche ist die wichtigste Investition in die Zukunft. Deshalb bin ich überzeugt, dass auch die Stadt an dieser Stelle unterstützen muss. Wir können im Zusammenspiel der Schulen mit lokalen Unternehmen, dem MINT-Technikum, Universitäten, der Agentur für Arbeit aber auch mit professionellen Beratungsunternehmen wichtige Grundsteine legen. Das erfordert eine konzeptionelle und strukturierte Vorgehensweise, die von der Stadt koordiniert werden muss.
Wir müssen die Stärken und Schwächen unserer Schüler besser erfassen, ihre Potenziale erkennen und individuell fördern. Standardtests und Auswertungen in Kleingruppen reichen nicht. In anderen Ländern Europas werden Tests zu bevorzugten Wahrnehmungskanälen und Lerntypen schon in der Grundschule gemacht. Psychologische und andere Auswertungen folgen im Laufe der Schulzeit. Bei der Gesamtschule meines Sohnes Mario wurden schon vor ca. 15 Jahren individuelle Tests zur Potenzial- und Verhaltensanalyse gemacht und auf Wunsch individuell besprochen. Ich war damals skeptisch, wurde aber durch die Qualität überzeugt. Hier spielt die Auswahl des Beratungsunternehmens und der Berater eine wichtige Rolle. Durch meine Erfahrung kann ich die Auswahl externer Partner bewerten.
Talente und Begabungen ausprobieren und eigene Erfahrungen machen ist für die Entwicklung junger Menschen extrem wichtig. Die von lokalen Unternehmen angebotenen 3×1 Praxistage sind gut. Trotzdem sollten wir kreativer werden. Ein dreiwöchiges Praktikum in der neunten Klasse und eine Berufsorientierungs-Messe sind hilfreich, aber wir können mehr tun. Hier nur einige Ideen, wobei einer übergreifenden Arbeitsgruppe sicher mehr einfallen wird.
Aus Fehlern kann man lernen – die Angst vor Fehlern lähmt die Entwicklung.
Schülerinnen und Schüler brauchen deshalb einen persönlichen Ansprechpartner, den sie in den verschiedenen Entwicklungsstufen ansprechen können. In besonderen Fällen sollte individuelle Unterstützung möglich sein. Lehrer, Schulsozialarbeit und Schulpsychologen werden in das Gesamtkonzept eingebunden.
Damit Schülerinnen und Schüler einen guten Start ins Berufsleben haben, müssen wir sie in den Prozess mit den verschiedenen Beteiligten einbinden. Die Investition in professionelle und erfahrene Beratungsunternehmen muss nachweislich Erfolge aufzeigen. Zufriedenheit von Jugendlichen, Eltern und Lehrern sollen Teil der Bewertungsgrundlage sein. “Lieblingsfähigkeiten”, Talente und Herzblut können durch abgestimmte Elemente zu Vorbereitung, Durchführung und Nachbereitung zum Traumjob führen.