02. März 2021 Thema: Anträge und Anfragen, Zusammenleben Von Rachel Hasler
Die Schere zwischen arm und reich geht in Deutschland seit vielen Jahren weiter auseinander. Die Corona-Krise wirkt hier als Beschleuniger und mehr unserer Mitbürger und Mitbürgerinnen geraten dadurch in finanzielle Not, die die ohnehin schon geringe Einkommen haben, werden noch härter getroffen. Um die aktuelle Situation bei uns in Verl zu analysieren und bisherige Maßnahmen zielgerichtet anpassen zu können, fordern wir einen Armutsbericht.
Durch mittlerweile drei Lockdowns im Kreis Gütersloh ist die finanzielle Lage vieler Menschen nicht nur in Gastronomie oder Einzelhandel angespannt. Es gibt jedoch keinen genauen Überblick über die aktuelle Lage: So ist unklar, ob und welche Unternehmen bereits Hilfeleistungen vom Staat erhalten haben. Außerdem gibt es keine Zahlen von Personen, welche Kurzarbeitergeld erhalten (haben) oder bei denen es zu Verdienstausfällen aufgrund wegfallender Minijobs kommt. Besonders Personen, die auf Einnahmen aus Minijobs angewiesen sind, wie Studenten, können dadurch in finanzielle Not geraten. Die Arbeitslosenzahlen sind in Verl Mitte 2020 stark gestiegen, haben sich im Herbst wieder erholt und sind zum Ende 2020 wieder gestiegen. Auch wenn sich die Stadt Verl in einer finanziell guten Lage befindet, gibt dies keinen Aufschluss über die finanzielle Situation vieler Verler und Verlerinnen, die auch mit Verlusten durch die Krise umgehen mussten.
Ein Armutsbericht klärt über die finanzielle und soziale Lage der Verlerinnen und Verler mit einem besonderen Blick auf Kinderarmut, Altersarmut und Armut trotz Arbeit auf. Das verschafft uns einen Überblick über die Situation. Darüber hinaus werden in einem Armutsbericht Lösungen vorgeschlagen, wie den Menschen in Verl am besten geholfen werden kann. Solche Lösungen können Beratungs- oder Vermittlungsangebote, aber auch Programme für berufliche Teilhabe einschließen. Ein Armutsbericht kann zudem als Fundament für Maßnahmen der Stadtentwicklung, Stadtplanung und im Wohnungsbau genutzt werden.
Auch in Verl brauchen Menschen Hilfe. Ein Armutsbericht zeigt auf, wie vielen Verler Bürgerinnen und Bürgern es finanziell nicht gut geht und wie man ihnen am besten helfen kann. Dann können entsprechende Lösungen umgesetzt werden und der Bericht als Ausgangspunkt für Entscheidungen zur Entwicklung unserer Stadt dienen. Armut darf auch in Verl kein Tabu sein und muss aktiv bekämpft werden.